MT, 19.06.2020

Friesoythe

Alte Hasen helfen Neuankömmlingen

Mit vielen Regeln startet in den städtischen Kitas am Montag der eingeschränkte Betrieb. Piccolino-Leiterin Iris Göhre erzählt, wie sie den Notbetrieb in erlebt hat und was jetzt auf sie zukommt.

Heiner Stix

Schilderwald: Mit Hilfe der Gruppentafeln können Iris Göhre (rechts) und Jennifer Laschinsky im Kindergarten Piccolino ihren Schützlingen zeigen, wo sie sich aufhalten dürfen.  Foto: Stix

Ein klein wenig gespannt ist Iris Göhre schon. „Ich glaube, dass so ziemlich alle Kinder kommen werden“, sagt die Leiterin des Piccolino-Kindergartens mit Blick auf den kommenden Montag. Dann starten die Kindertagesstätten mit einem „eingeschränkten Betrieb“. Und das könnte bedeuten, dass morgens um acht Uhr rund 150 Kinder vor den Türen der Altenoyther Kita stehen.

Was im Normalfall für die 21 Erzieherinnen kein Problem ist, wird in Corona-Zeiten zur Herausforderung. Ein Grund dafür sind die Abstandsregeln. „Ich kann keine 25 Kinder in einer Gruppe auf zwei Meter Abstand halten“, stellt Göhre lapidar fest. Dazu seien die Räume einfach zu klein, zu nah beieinander und der Flur zu eng.

Auch für die Eltern hat die Kita Regeln aufgestellt

Alles andere aber hat die Kita im Griff. Holzschilder mit den Symbolen der Gruppen zeigen, wo sich die Kinder morgens und mittags sammeln und wo sie im Garten spielen. Zwei Eingänge verhindern allzu lange Staus vor der Handdesinfektion, in den Waschräumen ist jedes zweite Waschbecken gesperrt, beim Frühstück bleibt jeder zweite Stuhl frei, offene Getränke, offenes Obst und der bei Kindern so beliebte Essenstausch sind tabu.

Auch für die Eltern gibt es Regeln. Die wichtigste: „Kein Kind darf unentschuldigt fehlen“, betont Göhre. Es könnte ja sein, dass in der Familie oder bei dem Kind selbst der Verdacht auf Corona besteht. „Dann muss ich ja sofort reagieren können, um die Gruppe oder schlimmstenfalls die ganze Kita zu schließen“, erläutert sie.

Kinder lernen am besten von Kindern

Außerdem sollen die Eltern sowohl beim Bringen der Kinder um acht Uhr morgens als auch bei den vereinbarten Abholzeiten absolut pünktlich sein. „Nur dann können wir ein Durcheinander der Gruppen vermeiden“, sagt Göhre. Zudem dürfen Eltern die Kita nicht betreten.

Einige Kinder kennen all das schon aus den vergangenen Wochen. „Zuletzt hatten wir 70 Kinder in der Notbetreuung“, sagt Göhre. Und schon da habe man bemerkt, dass die Kinder sich intensiv mit Corona und den damit verbundenen Regeln beschäftigen. „Da gibt es dann immer alte Hasen, die Neuankömmlinge an die Hand nehmen“, hat Göhre beobachtet. „Das funktioniert gut, denn Kinder lernen ja am besten von Kindern.“ So sei es für viele inzwischen selbstverständlich, vor dem Gang zum Waschraum vorsichtig aus der Tür zu spitzen, ob denn der Flur auch frei sei.

Arbeit im Lockdown hat den Teamgeist gefördert

Mit einem Kind hatte der Notbetrieb nach Ostern bekommen, zuletzt waren in jeder Gruppe durchschnittlich 13 Kinder anwesend. „Das war natürlich ein traumhafter Betreuungsschlüssel“, sagt die Kita-Leiterin.

Genug zu tun aber gab es in den vergangenen Wochen trotzdem. „Wir haben liegen gebliebene Sachen aufgearbeitet, neue Konzepte und Projekte entwickelt, den Abschied der Vorschulkinder vorbereitet, Kontakt mit den Eltern der im Sommer neu kommenden Kinder aufgenommen, Online-Seminare besucht, eine Grundreinigung durchgeführt und so weiter“, erzählt Göhre.

Viele Kolleginnen, die sonst immer zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten würden, hätten so die Möglichkeit gehabt, sich besser kennenzulernen. „Das hat den Teamgeist gefördert und uns zusammengeschweißt.“ Aber es sei gut, dass es jetzt wieder losgehe. „Wir freuen uns auf jedes Kind.“